Dienstag, 2. Dezember 2014

miserable mornings

Manchmal ist das Leben so richtig beschissen. 
Du stehst auf und überlegst ob es dieser Tag wert ist gelebt zu werden. 
Du fragst dich ob du in die Schule gehen sollst, ihr lernt ja sowieso immer nur Unsinn. 
Das Bett ist warm und verführerisch und deine Mutter würde dir auch eine Entschuldigung schreiben. 
Du kannst selbst im hintersten Winkel deiner Gallenblase fühlen, dass dieser Tag zum Kotzen wird und trotzdem stehst du auf. 

Du versuchst das Beste daraus zu machen: ziehst dir schöne Sachen an, frühstückst ausnahmsweise, schminkst dich besonders hübsch. 
Mit ziemlicher Sicherheit wirst du dein Gewand mit deinem Essen verunreinigen, einen Fleck fabrizieren den du mit aller Sicherheit nicht einfach verstecken kannst. 
Wenn du dann eine passende Alternative gefunden hast, hast du zu viel Zeit verloren, musst zum Bus laufen. 
Dein Make-Up wird durch den stetig fallenden Regen versaut. 
Du hast weder einen Schirm, noch hat deine schicke Winterjacke eine anständige Kapuze. 

Du sitzt völlig durchnässt im Bus, die Klimaanlage bläst kalt auf dich herab. 
Zum Glück und zum Wohl der Anderen hast du deine Kopfhörer dabei. 
In dem Moment in dem du deinen Lieblingssong genießen möchtest, dich entspannen willst, steigt eine nervige Bekannte zu, lässt sich auf den Platz neben dir fallen und textet dich zu. 
Der Bus fährt heute langsamer als sonst, die Welt scheint wie in Zeitlupe an den Fenstern vorbeizuziehen. 
Kurz gesagt: Ihr steht im Stau. 
Du beginnst die Minuten zum Unterricht zu zählen, du kannst es dir nicht leisten noch einmal bei diesem Lehrer zu spät zu kommen. Die Bekannte neben dir hört und hört nicht auf dir ihre Probleme zu verklickern. 
Wärst du ehrlich, dann würdest du ihr sagen dass es dir scheißegal ist mit welchem Typen sie gerade Probleme hat und was ihr Hamster zum Frühstück wollte. 
Der Bus kriecht durch den Verkehr, nichts zu machen. 
Deine Bekannte bleibt im Labermodus. 
Nach gefühlten zwölf Stunden steigt deine Bekannte aus. 
Nur noch zwei Stationen, dann heißt es: Laufen. 
Die Verspätung so gering wie möglich halten. 

Du kannst endlich Musik hören, entspannst dich und entscheidest dich um. 
Zu spät bist du sowieso schon, die Minutenanzahl spielt nun auch keine Rolle mehr. 
Du trottest durch den Regen, das Gewicht deiner Tasche auf den Schultern, wünschst dich wieder zurück ins warme Bett. 
Du bist zehn Minuten zu spät. 

An der Tür zum Klassenzimmer klopfen oder doch lieber einfach eintreten? 
Angestarrt wird man sowieso, vielsagende Blicke und nervtötende Kommentare erntet man auch automatisch - ganz egal wie man die Klasse betritt. 
Einfach so schnell wie möglich hinter sich bringen, das zählt. 
Hineingehen, eine Entschuldigung murmeln, unauffällig auf den Platz rutschen, Sachen auspacken und feststellen: Man hat den falschen Ordner eingepackt. 
Das Schulzeug schlummert noch immer unter deinem Kopfkissen, genau dort wo du es gestern Abend platziert hast. 
In der verzweifelten Hoffnung die Fakten würden doch noch von alleine in deinen Kopf kriechen.